…Mal nachgeschaut…
Kürzlich wurde zufällig der Begriff Glasen diskutiert. Vor einiger Zeit habe ich mal nachgeschaut, was es dazu zu sagen gibt.
Die Geschichte der Zeitmessung:
Was ist Zeit?
Die Abfolge des Geschehens, die als Gegenwart und Zukunft am Entstehen und Vergehen der Dinge
erfahren wird. (so der Brockhaus) Es ward Abend und es ward Morgen, ein Tag – Die wohl älteste
Form der Zeitmessung, Im alten Testament am vierten Tag der Schöpfung beschrieben.
Die Hebräer haben diese Sicht des Schöpfungsberichtes übernommen. „Der Gott Marduk trennte den
Himmel von der Erde, dann schuf er die Sterne.“ Er schuf Stationen für die großen Götter und brachte
leuchten an, ihre Ebenbilder. Er bestimmte das Jahr, grenzte die Zonen ab … usw. An jedem der
zwölf Monate befestigte er drei Sterne. — Der älteste Kalender stammt aus Sumer.
Mit der Entwicklung der Menschen von Jägern und Sammlern zum seßhaften Menschen entwickelte
sich auch der Anspruch, die Zeit zu bestimmen. Die Zeit zu messen wurde zur Notwendigkeit. Um
Ackerbau zu betreiben muß man die Zeit der Saat und der Ernte bestimmen. Die Sonne gibt dem
Menschen die kurze Zeitspanne vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung. Der Mond mit seinen
Phasen vom neunundzwanzig einhalb Tagen unterteilt die Zeit in Monate.
Die Erdumdrehung um die Sonne, aufgrund ihrer Schrägstellung zeigt dem Menschen die
Jahreszeiten.
Vor etwa 6000 Jahren haben die Sumerer (zwischen Euphrat und Tigris) auf Tontafeln von
Sonnenuhren berichtet. Die Sumerer teilten zuerst Tag und Nacht in sechs Teile, „Sussu“ genannt,
der für Jahrhunderte das Zeitmaß für astronomische Beobachtungen war. Doch dann hatte man das
Bedürfnis genauer zu messen, man halbierte den „Sussu“ und nannte diese neue Einheit das
„Kasbu“. Ungefähr zwei Stunden unserer Zeit.
Und damit hatte man bereits die zwölf, die heute noch unsere Zifferblätter ziert. Bis zum Jahre 800
v.Chr. hatten die Sumerer soviel Kenntnisse über die Astronomie gesammelt, daß sie das „Kasbu“
nochmals in dreißig Teile zerlegten, welche sie „Us“ nannten. Damit entsprach die kleinste Einheit
ihrer Zeitmessung ca. vier Minuten unserer Zeitmessung.
Die Zeit wurde in dieser Epoche durch Sonnenuhren und später durch Wasseruhren gemessen.
Zuerst die Erklärung der Sonnenuhren, auch Gnomonen genannt. Das einfachste Instrument war der
Schattenstab. Er wird ungefähr um 1000 v. Chr. in Ägypten datiert. Schon in früher Zeit hat man den
Schattenstab mit Einteilungen versehen.
Damit war er ein brauchbares Meßgerät. Es ist nachgewiesen, daß dieser Stab später „Jakobsstab“
genannt wurde. Bereits im Sumer und in Ägypten um 3000 v. Chr. und in China 2400 v. Chr. unter
„KaiserLao“ gebrauchte man ihn als Zeitmesser.
Es gibt eine Vielzahl von Sonnenuhren von dem Jakobsstab bis hin zu den kostbaren, fein gravierten
Zifferblättern des 18. Jahrhunderts. Diese Sonnenuhren wiesen bereits Minuteneinteilungen auf. Im
18.Jahrhundert benutzte man häufig sogenannte Reisesonnenuhren, die ebenfalls
Minuteneinteilungen aufwiesen.
An einem Ring aufgehängt ist eine Scheibe mit drehbarem Radius. Das Astrolabium diente zur
Höhenmessung der Sonne und der Sterne zur Ermittlung der Sonnenzeit sowie der Sternzeit. Es war
ein wissenschaftliches Gerät und wurde von den Moslems zur Festsetzung der Gebetszeit, weiterhin
für einfache Vermessungszwecke und auch zur Navigation gebracht.
Um 1400 gab es die ersten Sanduhren. Sanduhren hatten als Prinzip wie heute noch, den von einer
Kammer zur unteren Kammer durch eine Enge rinnenden Sand als Zeitmaß. Meist war die
verrinnende Zeit auf eine halbe Stunde begrenzt. Sie wurde hauptsächlich im späten Mittelalter zum
Messen kurzer Zeitspannen benutzt, z.B. um Zeiten einer Predigt oder gar Redezeit vor Gericht
festzulegen. In der Seefahrt bestimmte sie die Wachen in vier Stunden Wachen zu acht Glasen. Ein
Schiffsjunge mußte alle halbe Stunde die Sanduhr umdrehen. Im Mittelalter als Symbol der
verrinnenden Zeit und der Vergänglichkeit des Menschen betrachtet.
Glasen: alte Zeitmessung an Bord
Was bedeutet „Glasen“ in der Seefahrt?
Franz Manser, Minusio/Schweiz
Mit „glasa“ bezeichneten die alten Germanen ursprünglich den durchscheinenden
Bernstein, den sie an der Ostseeküste fanden und als Schmuck trugen. Als die Römer
Glasperlen und -ringe über die Alpen brachten, ging dieser Begriff zunächst auf die neuen
Pretiosen über. Als „glas“ findet er sich um 800 im Mittelhochdeutschen wieder. Erst viel
später, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, als die Zeitmessung allmählich präziser
wurde und Segelschiffe gläserne Sanduhren mit sich führten, sprach man kurz und bündig
von „Glas“, wenn das Stundenglas gemeint war.
Den Ausdruck „glasen“ im seemännischen Sinn führten vermutlich die Niederländer ein,
als die Schifffahrtsnation von 1609 bis 1713 ihre Blütezeit, das sogenannte „Goldene
Zeitalter“, erlebte. Im Lauf dieser Epoche gelangte der Terminus schließlich auch ins
Hochdeutsche. Im „Schiffahrts-Lexikon für Rheder und Leser nautischer Schriften“, das
1879 in Hamburg und Altona erschien, heißt es: „Die Eintheilung der Zeit an Bord eines
Schiffes geschieht nach dem Auslaufen eines halbstündigen Sandglases (Sanduhr) und
wird von 1 bis 8 Glas (= 4 Stunden) gezählt, worauf wieder mit eins angefangen wird. Acht
Glas machen eine Wache aus.“ Letzteres hat sich bis heute nichts geändert – nur die Zeit
der Sanduhren an Bord ist längst abgelaufen.